Interview mit Stefan Danker November 2013
Stefan Danker ist der aktuelle Deutsche Meister im Bouldern der Herren. Wir lernten einen sympathischen, fröhlichen und sehr bodenständigen jungen Mann kennen.
Stefan, seit wann kletterst Du?
Das kann man gar nicht so leicht beantworten, weil ich eigentlich schon immer klettere.
Also seit Du denken kannst?
Genau. Ich hab mit meinen Eltern angefangen als ich noch ganz klein war, in Urlauben am Gardasee zum Beispiel, meistens zu Pfingsten und Ostern. Es gibt also keinen genauen Zeitpunkt.
Du bist also quasi so reingerutscht?
Richtig. Aber man kann sagen, dass ich seit 2002 bei den nationalen Wettkämpfen mitmache. Es hat angefangen mit meinem ersten Jugend Deutschlandcup in Ottobeuren und seitdem mache ich halt bei Wettkämpfen mit. Davor habe ich auch schon bei bayrischen Wettkämpfen oder Kinderwettkämpfen mitgemacht, aber seit 2002 so richtig.
Hast Du Vorbilder?
Eigentlich habe ich keine speziellen Vorbilder. Wenn, dann sind das Kletterer, die schon älter sind und immer noch klettern!
Wäre das auch ein Traum für Dich, so lange es körperlich geht so weiterzumachen?Ja, ich mach das schon so lang es geht, ich höre damit nicht auf, höchstens klettere ich in einem leichteren Schwierigkeitsgrad (lacht).
Was fasziniert dich am Klettern?
Es macht immer Spaß – in Hallen zum Beispiel mit der Gruppe. Ich klettere zwar meistens allein, (lacht), aber trotzdem ist es in der Gruppe immer schön (lacht).
Und was inspiriert Dich?
Manchmal lernt man beim Klettern, dass man die Zeit ein bisschen arbeiten lassen muss. Es geht nicht immer schnell, sondern man muss mal eine Pause machen und nochmal darüber nachdenken und so kommt man auch leicht auf andere Lebenssituationen. Das finde ich inspirierend.
Was ist für Dich die Essenz des Kletterns?
Das sind eigentlich viele Sachen (lacht). Zum Beispiel sind es immer neue Herausforderungen. Wenn man sich die spielerischen Ballsportarten anschaut, sieht man, dass die Rahmenbedingungen eigentlich immer gleich sind. Dort gibt es eine genormte Fläche wie beim Tennis beispielsweise. Beim Bouldern gibt es immer andere Felsen, überall auf der Welt findet man ganz andere Gesteinsarten, da gibt es Risse und so weiter und wenn Du einen Boulder geschafft hast, stehst Du wieder vor dem nächsten Problem. Und das ist es eigentlich, immer herauszufinden wie der Boulder geschafft werden kann und wenn man denkt das klappt nicht, dann probierst Du es eine Zeitlang und dann geht der Boulder leicht (lacht). Und draußen beim Bouldern oder Klettern ist man halt in der Natur, da ist man mal ein wenig abgeschieden von der Zivilisation und ist allein mit seinem Kletterpartner in der Wand und da gibt’s nur den Boulder und da muss man auch an nichts anderes denken.
Kann man dann sagen, dass das Klettern Dein Leben beeinflusst hat?
Ja, ich klettere ja schon immer, und dadurch sehe ich eigentlich überall Boulder, in Städten, an Altbauten, und da denkt man sich, „ja, da könnte man eigentlich hochbouldern“ (lacht). Früher im Jugendkader war das immer ganz lustig, da hängt man sich immer überall hin. (lacht).
Also wenn irgendwo an irgendwelchen Gebäuden Leute rumhängen, dann sind das Boulderer?
Ja, genau (lacht).
Was ist Dein größter Boulder- und Klettertraum?
Also ich habe jetzt nicht eine bestimmte Tour die ich unbedingt mal klettern möchte. Vielmehr möchte ich in meinem Leben noch verschiedene Länder sehen. Vor allem interessieren mich dann Natur, Kultur, Menschen und natürlich die unterschiedlichsten Felsen.
Merkst Du eigentlich bei den internationalen Wettkämpfen, dass die Teilnehmer aus anderen Kulturkreisen eine andere Einstellung haben zum Klettern?
Ja, da gibt’s schon Unterschiede. Die Japaner zum Beispiel sind immer gut drauf und lachen immer. Auch wenn’s nicht so läuft, lachen sie trotzdem noch - die sind einfach nett! Und auch wenn sie kein gutes Englisch haben, möchten die trotzdem mit Dir kommunizieren.
Auf welche Deiner Erfolge bist Du besonders stolz und warum?
Der beste Erfolg vom Ergebnis her war ja Ende August in Eindhoven auf der Europameisterschaft, da war ich Vierter. Da hab ich mich besonders gefreut, weil es dieses Jahr international nicht so gelaufen ist. Da war ich mal im Halbfinale, dann mal wieder ganz weit hinten, da musste man in der Ergebnisliste ziemlich weit runter scrollen (lacht), nicht so schön. Aber auf der Europameisterschaft hat es gut geklappt. Es gibt natürlich auch andere Wettkämpfe, auf die ich sehr stolz bin. Z.B. bayrische Meisterschaften oder Spaßwettkämpfe. Da ist es immer sehr schwierig die Konkurrenz einzuschätzen. Es gibt in vielen Hallen sehr starke Kletterer, die keine nationalen Wettkämpfe mitmachen und dich ich somit nicht kenne.
Und was war Dein größter Erfolg auf Wettkämpfen?
Mein größter Erfolg auf Wettkämpfen war einmal der 4. Platz auf dem Boulderweltcup in Canada 2011 und die Boulder EM in Holland 2013.
Und draußen am Fels?
Meine größten Erfolge draußen sind Routen bis 11- und Boulder bis 8b+.
Seit 8 Jahren schon kletterst bzw. boulderst Du auf internationalen Wettkämpfen. Was begeistert Dich da am meisten?
Das ist eigentlich genau das gleiche wie bei den nationalen Wettkämpfen – wenn man das ein paar Mal gemacht hat, dann lernt man halt auch neue Leute kennen. Die sind alle sehr nett, und man redet miteinander und freut sich, sich wiederzusehen. Bei guten Kletterern schaut man sich auch mal Techniken ab oder sieht halt wie die so klettern.
Gibt es da auch einen fachlichen Austausch? Oder ist da dann doch das Konkurrenzdenken wieder da?
Eigentlich gibt es die Konkurrenz nur während des Wettkampfs. Die meisten feuern eigentlich immer jeden an – aber ich glaub, dass eigentlich keiner möchte, dass jemand besser ist als er selbst (lacht). Aber dann, und das ist typisch, feuert man wieder seinen Gegner an, das ist halt normal. Aber ich wette jeder sitzt da und denkt „ jetzt fall endlich runter“ (lacht).
Dann muss die Stimmung ja super sein bei solchen Wettkämpfen, oder?
Also wenn genügend Zuschauer da sind, ist die Stimmung eigentlich schon ganz cool.
Ist nicht immer so viel los?
Das kommt auf den Ort an. In Friedrichshafen dieses Jahr wären eigentlich viele Zuschauer gewesen, aber es war so heiß, dass alle draußen bei der Ausstellung waren. In München waren dann 6000 Zuschauer, da war die Stimmung der Wahnsinn. Da freut man sich dann drauf!
Was erhoffst Du Dir vom kommenden Kletterjahr 2014 bei den Wettkämpfen und draußen am Fels?
Eine erfolgreiche Wettkampfsaison und vor allem einen guten Platz auf der WM in München. Die direkten Ziele draußen am Fels ergeben sich bei mir immer erst wenn ich vor einer Tour oder einem Boulder stehe. Mal sehen, wo es mich nächstes Jahr hin verschlägt.
Wie definierst Du dort Deinen Erfolg?
Es sollte mindestens Halbfinale sein. Da ich nicht schon aus der ersten Runde ausscheiden möchte. Natürlich könnt ich schon sagen, mein Ziel ist Weltmeister. Aber das Ziel verfolgen viele. Wenn der Wettkampf super läuft und ich mein Bestes gebe, dann freu ich mich auf meine Platzierung.
Wie oft trainierst Du?
Ich trainiere 4 x die Woche und dann kommt im Sommer noch das Joggen und Radlfahren hinzu. Im Winter gehe ich anstatt dem Radlfahren noch zum Schwimmern zur Nandlstädter Wasserwacht.
Welche Pläne hast Du für die Zukunft?
Ich studiere noch, bin jetzt im letzten Semester und schreibe gerade meine Masterarbeit. Ende März bin ich voraussichtlich fertig. Ich bin schon sehr gespannt, wie nächstes Jahr ablaufen wird. Aber ich werde die nächste Wettkampfsaison auf jeden Fall bis zur WM in München hochmotiviert noch mitmachen.
Vielen Dank, Stefan, für das interessante Interview und viel Erfolg bei der WM in München!